Lieber Bottle Beach,
meine Liebe zu dir begann so, wie früher viele Beziehungen anfingen – über die Zeitung. Einige Wochen vor unserer Abreise entdeckte ich auf ZEIT ONLINE einen Bericht über dich, nach dessen Lesen mir bewusst war: Ich muss dich kennenlernen. Die Reportage pries dich als “Zufluchtsort” fernab von Massentourismus an. Genau nach meinem Gusto also. Zugegeben, der Artikel hat dazu geführt, dass viele Touristen dieselbe Idee hatten, er hängt in den Restaurants dort sogar aus. Ganz so unbekannt bist du also nicht mehr, aber mit einem hatte der Autor mehr als Recht: Nirgendwo kann man so herrlich faul sein wie unter deinen Palmen.
Probier’s mal mit Gemütlichkeit …
Dich zu erreichen, war schon ein Vorbote für die Zeit, die wir mit dir zusammen verbringen würden. Mal eben die Schnellstraße oder einen Shuttle Bus nehmen – Fehlanzeige! Man erreicht dich nur per Boot. Wir mussten alleine 2 Stunden warten, bis das Wassertaxi nach Meinung des Kapitäns endlich bereit war, abzulegen. In den Smile Bungalows fanden wir dann unser Zuhause für die nächsten Tage. Geplant waren 3 Nächte, am Ende wurden doppelt so viele daraus und eigentlich wären wir gerne den Rest unserer Reise geblieben, hätte dann nicht doch der Gedanke gesiegt, dass wir irgendwie auch noch mehr von Thailand sehen müssten. Deine einfachen, gemütlichen Bungalows mit Blick auf das Meer und die wunderschöne tropische Pflanzenwelt haben uns von Anfang an entzückt.
Unsere nächsten Tage sahen dann folgendermaßen aus: Essen, schlafen, schwimmen, lesen, schreiben … und dasselbe wieder von vorne. Abends dann laaange UNO-Runden mit anderen Reisenden und dem Personal oder Lagerfeuermusik mit thailändischen Liedern. Es war einfach zu gemütlich.
Ab und zu dann doch unterwegs …
Gelegentlich zwangen wir uns dann doch zu der ein oder anderen Aktivität. Eines morgens schleppte meine fleißige Mitreisende mich zu einem Viewing Point, der uns einen wunderschönen Ausblick auf deine Schönheit bot. Den Aufstieg bei 30 Grad im Schatten hätte ich nicht unbedingt haben müssen, zumal das Wort “bergauf” in meinem Duden eigentlich nicht existiert. Die Aussicht (für die wir auf dem Weg noch 10 Baht bei einem zwielichtigen Einsiedler löhnen mussten) war dann jedoch atemberaubend. Dank der Überzeugungskraft meiner mutigen Begleiterin schaffte ich es auch, meine Höhenangst zu überwinden und die letzten Felsen zu erklimmen.
Belohnt wurden wir nach dem Abstieg mit einem Bad im Meer inklusive zahlreicher Wasserfloh-Bisse sowie zu späterer Stunde dem witzigsten Abendessen ever. Adrian und Dan, zwei Kanadier, haben uns zum Durchlachen gezwungen und am Ende (unter Schnaps-Einfluss) noch ihren frisch komponierten Song präsentiert, der ungefähr so ging: “Wednesday pills are the same as tuesday’s pills, tuesday’s pills are the same as monday’s pills … it’s the same, but it’s different.”
Auch empfehlenswert ist übrigens eine Wanderung nach Chaloklum – ein zweistündiger Auf- und Abstieg mitten durch den Dschungel mit herrlichen Aussichtspunkten. Ein Sturz bescherte mir zwar einen aufgeschürften Arm, aber das anschließende Rumsuhlen im seichten Meerwasser sowie eine Thai-Massage haben es wieder wettgemacht.
Kap khun ka
Nach so viel Postkarten-Idylle, Ungezwungenheit und einmaligen Begegnungen war klar, dass der Abschied nicht ohne Tränen vonstatten gehen konnte. Rotz und Wasser heulend stieg ich am Ende ins Wassertaxi. Irgendwie weiß man ja doch, dass man das nie wieder in der Form erleben wird, auch wenn man eines Tages vielleicht wiederkommt. Und dennoch … ich werde, nein ich MUSS eines Tages zurückkommen, in der Hoffnung, dass du dann immer noch ohne Luxus und Schnelllebigkeit auskommst. Kap khun ka für diese wundervolle Zeit!
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