Schon sehr lange Zeit wuselte in unseren Köpfen der Plan herum, anlässlich unseres 10. Hochzeitstages noch einmal eine größere Reise zu machen. Der große Mann träumte von Traumstränden und Palmen à la Südsee, ich wünschte mir ein Reiseziel, das auch mein Abenteuerherz glücklich macht und für die Mini-Männer musste natürlich eine Destination her, die möglichst sicher und kinderfreundlich ist. Bei unseren Recherchen stießen wir aus den folgenden Gründen schnell auf Mauritius:
- mehr als genug Traumstrand-Kitsch für den großen Mann
- spannende Kultur, Natur und Kulinarik für das Backpacker-Ich in mir
- sehr viele gute Gründe, Mauritius mit Kindern zu bereisen: kaum Zeitverschiebung, keine gefährlichen Krankheiten und Tiere (bis auf ein geringes Dengue Fieber-Risiko) und aufgrund eines die Insel umgebenden Außenriffs statt hoher Wellen glasklares, für Kinder badetaugliches Meerwasser
Wir verbrachten also im Juli und August drei Wochen auf der Insel – die erste Hälfte an der Westküste in einem AirBnB mit wunderschönem Garten, eigenem Pool und super lieben Gastgebern und die zweite Hälfte in einem Strandhotel an der Nordküste, das keine Wünsche offen ließ. Da zu dieser Reisezeit Winter auf Mauritius herrscht (die Mini-Männer haben bis zum Schluss nicht verstanden, warum kein Schnee liegt 😉), waren die Temperaturen Tag wie Nacht angenehm. Es gab gelegentlich Wind und Regen, aber auch komplett sonnige Tage. Insgesamt perfektes Wetter, um die Insel zu erkunden und trotzdem jeden Tag (mehrfach) ins Meer oder in den Pool zu hopsen.
Die Westküste von Mauritius: Perfekte Ausgangslage für Insel-Erkundungen
Mit einem Mietwagen erkundeten wir in den ersten 10 Tagen vor allem die Westküste und das Landesinnere. Dafür mussten wir nie länger als 1 Stunde fahren und haben in dieser Zeit trotzdem so viel Abwechslungsreiches erlebt, dass es für einen eigenen Blogbeitrag gereicht hätte. 😉
Die Strände Le Morne, Flic en Flac und Tamarin
In maximal einer halben Stunde Fahrt erreicht man zwei der Top-Strände von Mauritius: Flic en Flac und Le Morne. Dazu muss man wissen, dass ein Großteil der Strände im Privatbesitz von Hotels ist. Es gibt zwar auch jeweils einen Public Beach, aber der kann nicht mit den sauberen und Palmen-gesäumten Hotelstränden, wie man sie sich eben vorstellt, mithalten. Anfangs waren wir etwas enttäuscht, bis wir den Tipp bekamen, dass man sich durchaus auch vor die Hotelliegen legen darf, da die ersten Meter vom Meer aus gesehen im öffentlichen Besitz sind (wie viele Meter genau, dazu haben wir Unterschiedliches gehört 😉).
Da es sich für uns trotzdem irgendwie seltsam anfühlte, uns direkt vor die Nase der Hotel-Gäste zu hocken, nahmen wir an einem Tag den Hinweis einer anderen deutschen Familie an, ausgehend vom Le Morne Public Beach 10 Minuten nach rechts am Strand entlang zu laufen. Dort befindet sich eine Art Landzunge, auf der es aufgrund eines aktuell leerstehenden Hotels momentan wunderbar einsam ist. Wir hatten den Strand wirklich fast komplett für uns und mit glasklarem Wasser zwischen den Zehen und einem herrlichen Blick auf den Berg Le Morne Brabant erlebten wir unseren ersten Robinson Crusoe-Moment und überhaupt den schönsten Strandtag unserer ganzen Reise. #geheimtipp1
Ein absolutes Highlight an der Westküste war für uns auch unser Familien-Surfkurs in Tamarin Bay. Tamarin Bay ist der einzige Ort auf der Insel, an dem es Wellen direkt am Strand gibt (aufgrund des Außenriffs brechen sich diese ansonsten erst viel weiter hinten im Meer). Eine schöne und lustige Stunde lang durften wir mithilfe der tollen Surflehrer der Tamarin Bay Surfschool das Wellenreiten üben. Und sagen wir es mal so: Unsere Mini-Männer sind absolute Naturtalente, der große Mann hat sich auch ganz gut gemacht und ich hab mich gefühlt wie ein dickes Walross, das definitiv nicht zum Surfen geboren ist. 😉 Spaß hatten wir trotzdem alle vier jede Menge.
Bootstour mit Wal- und Delfin-Beobachtungen zur Île aux Bénitiers
Den wirklich allerallerschönsten Tag unserer Reise hatten wir auf dem Wasser. Eine Whale- und Dolphin-Watching-Tour ist an der Westküste Pflicht für jeden Touri – vor allem im Winter, wenn die Buckelwale aus der Antarktis in den Indischen Ozean kommen, um ihre Kälber zu gebären. Unsere AirBnB-Gastgeberin gab uns den Tipp, eine Tour mit dem Skipper Dominique de Baize zu buchen. Frühmorgens stiegen wir also in Grand Riviere Noire zu viert zu ihm aufs Motorboot und hatten eine atemberaubende Zeit. Dominique weiß so viel über das Meer und seine Tiere und teilt gerne sein umfangreiches Wissen. Er brachte uns in die Nähe von Buckelwalen und Delfinen (mit denen der große Mann sogar kurz schwimmen konnte!) sowie zu wunderschönen Schnorchel-Stellen, die wir ganz für uns alleine hatten und er organisierte für uns ein üppiges Lunch auf der kleinen Île aux Bénitiers, auf der es zu der Jahreszeit noch recht ruhig und entspannt zugeht (sieht im Sommer wohl anders aus). Für die exklusive Tour inklusive Speisen und Getränken zahlten wir nur 200 €, was wesentlich günstiger war als sonstige vergleichbare Touren vor Ort.. #geheimtipp 2 😉
Das Landesinnere von Mauritius: Chamarel, Nationalpark und Heiliger See
Absolut empfehlenswert ist auch ein Ausflug ins Landesinnere von Mauritius, das noch einmal eine ganz andere Facette der Insel offenbart. Am bekanntesten ist sicher die siebenfarbige Erde in Chamarel, die auch wirklich hübsch anzusehen ist, allerdings braucht man für den kleinen Rundgang inklusive eines Snacks im angrenzenden Outdoor-Café (der Blick ist wunderschön und es gibt frisch gepressten Zuckerrohrsaft!) maximal 1 bis 2 Stunden. Es lohnt sich also, noch weiter ins Landesinnere zufahren. Wir hatten zum Beispiel einen der besten Restaurantbesuche unserer Reise im Varangue sur Morne inklusive Urwaldfeeling und fantastischem Blick auf die tropische Pflanzen- und Bergwelt. Von dort aus reist es sich wunderbar weiter in den Black River Gorges National Park und zum Heiligen See “Grand Bassin”, der uns sehr beeindruckte. Der Kratersee ist die heiligste Pilgerstätte außerhalb von Indien und auch wenn wir nicht zur Zeit des großen Pilgerfestes Maha Shivaratri da waren, durften wir die Tempel, Götterstatuen und angereisten Familien bei ihren hinduistischen Ritualen still beobachten. Für die Mini-Männer waren wohl die Katzen, die sich Fische aus dem Heiligen See angelten, das Highlight und ganz gewiss die wilden Äffchen, die wir auf dem Rückweg am Wegesrand bestaunen durften. 😉
Casela Park mit Riesenschildkröten
Alle Reiseführer und Internetforen sind sich einig, dass man als Mauritius-bereisende Familie unbedingt in den Casela Nature Parks muss. Also planten auch wir einen Besuch dieses Parks ein, den man wohl am besten als eine Mischung aus Zoo, Spielplatz und Freizeit-Abenteuerpark bezeichnen kann. Was man wissen muss: Viele der Angebote, die den Park so besonders machen, wie der Spaziergang mit Löwen oder Ziplining sind erst für ältere Kinder möglich und nicht ohne Vorbuchung nutzbar. Wir hatten also einen netten Tag da, waren aber teilweise auch genervt von den langen Wartezeiten bei den Aktivitäten, die eben auch mit jüngeren Kindern möglich und dann doch nicht so wahnsinnig spektakulär waren (z. B. die African Safari Truck Tour und die Dschungel-Sommerrodelbahn). Gelohnt hat sich der Besuch des Parks aber trotzdem, vor allem wegen der vielen Riesenschildkröten, die man dort streicheln darf – für die Mini-Männer einer der schönsten Momente der Reise.
Die Nordküste von Mauritius: Perfekt zum Entspannen
Den zweiten Teil unserer Reise verbrachten wir im Hotel Zilwa Attitude im Norden des Landes. Für uns war diese Art von Urlaub ein Novum: Halbpension, Kinderbetreuung, sich um nix kümmern müssen – das kannten wir so bisher nicht. Das Zilwa Attitude ist ein wirklich schön gelegenes, weitläufiges Hotel mit wahnsinnig vielen Aktivitätsmöglichkeiten, 5 Pools, 7 Restaurants… Anfangs litten wir unter dezenter Überforderung ob der vielen Optionen, aber wir genossen dann auch schnell die Vorteile. Wann immer die Mini-Männer Lust auf den Kids Club bekamen, nutzten wir die freien Stunden für Erwachsenen-Dinge wie in Ruhe (!) Kaffee trinken, schwimmen, Kajak fahren und dinieren. Wir lernten tolle Menschen kennen, futterten uns durch das vielfältige Essen ein paar stattliche Urlaubskilos an, lernten Sega tanzen und lasen Bücher in der Hängematte. Ein paar Ausflugstipps für die Nordküste haben wir natürlich trotzdem noch im Gepäck. 😉
Grand Baie und Schnorcheln mit Schildkröten
Wer shoppen will oder (wie in unserem Fall) muss, sollte nach Grand Baie fahren. Dort gibt es mehrere große Einkaufszentren und -straßen, Souvenirläden und den Grand Baie Bazar, auf dem wir die meiste Zeit verbrachten. Wie das auf Basaren so ist, gibt es dort viel billigen Schrott, aber irgendwie war die Stimmung nett, wir shoppten ein paar schöne Kleinigkeiten und unser großer Mini-Mann ließ sich günstig ein tolles Tiger-Henna-Tattoo verpassen. Abgerundet wurde unser Ausflug durch wirklich köstliches Street Food am Strand von Grand Baie, der wuselig und nicht sonderlich schön ist, aber irgendwie auch authentisch.
Nicht wirklich authentisch war leider unser Schnorchel-Ausflug mit Meeresschildkröten, den wir ein paar Tage später buchten. Nachdem die Schildkrötenliebe unserer Mini-Männer geboren war (siehe oben, Casela Park und so), wollten wir ihnen diesen Wunsch noch erfüllen. Leider entpuppte sich der Ausflug als purer Massentourismus. Ab Trou aux Biches wurden wir mit einem Boot ein paar Meter weiter aufs Meer hinaus gebracht, wo schon andere Boote warteten. Mit Ködern wurde anschließend eine (!) wirklich wunderschöne Meeresschildkröte angelockt, auf die sich dann 15 schnorchelnde Touris stürzten. Es war wirklich beeindruckend, mit diesem Tier ein paar Minuten das Meer zu teilen, aber es fühlte sich einfach nicht richtig an. Hierfür gibt es also keine Empfehlung von uns. 🙁
Katamaran-Ausflug zu den Mangroven und zur Île aux Bernaches
Umso mehr empfehlen können wir dafür einen Katamaran-Ausflug auf Mauritius. Wir buchten unseren vom Hotel aus und genossen einen wunderschönen Tag mit netten Menschen, leckeren Drinks und chilliger Musik. In einer einzigartigen Mangrovenlandschaft, die in stillem Kontrast zum wellenreichen Ozean stand, wurde uns ein frisch zubereitetes Barbecue kredenzt. Anschließend verbrachten wir noch eine kleine schöne Weile auf der ursprünglichen und unbewohnten Île aux Bernaches, auf der wir sogar das große Glück hatten, Meeresschlangen und eine knallrote Meereschnecke zu entdecken. Ein herrlicher Tag mit einer großen Portion Savoir-Vivre.
Fazit: Auf nach Mauritius!
Mauritius war die wohl emotional aufgeladenste unserer bisherigen Reisen, vereinte sie doch Hochzeitsjubiläumsreise, erste Fernreise mit den Kindern und überhaupt unsere erste Fernreise seit zehn Jahren. Die Erwartungen waren entsprechend hoch und ebenso die Sorge, dass vorher oder währenddessen irgendetwas schiefgehen könnte (kranke Kinder, gebrochene Gliedmaßen, Flugstreiks und was man sich eben sonst noch so ausmalt).
Wir sehen es als großes Geschenk an, dass absolut gar NICHTS davon eingetroffen ist und wir im Gegenteil die gesündeste, aufregendste, unbeschwerteste und glücklichste Familienzeit seit Langem dort hatten. Keiner wollte zurück nach Hause (was bei kleinen Kids in dem Alter schon was heißen will) und alle haben wir Blut geleckt, auf die nächste Fernreise nicht allzu lange zu warten.
Also liebe Fernreiseweh-geplagten Familien: Packt eure Kinder ein und fliegt nach Mauritius. Ein besseres Einstiegsland für Familien-Fernreisen werdet ihr nicht finden!