Buenos Aires – Hauptstadt des Tangos und des Fleisches und auch die letzte Station auf unserer sechsmonatigen Backpacking-Reise durch Südamerika. Nach vielen Sonnenstunden in Peru, Bolivien, Brasilien und Nord-Argentinien meint es das Wetter hier in Buenos Aires nicht so gut mit uns. Wir wussten zwar, dass Winter ist, aber so richtig glauben konnten wir es bisher nicht. Also frieren wir bei 10 bis maximal 19 Grad und die Sonnenbräune Brasiliens blättert langsam aber sicher von unseren Astralkörpern ab. 😉 Gelegentlich lässt sich die Sonne mal blicken, aber oft erinnert der Himmel an Deutschland (das ist nun etwas, was wir definitiv NICHT vermissen) und an einem Tag regnete es sogar in Strömen. Von diesem Regenguss wurden wir mehr oder weniger überrascht und bis auf die Knochen durchnässt mussten wir den restlichen Tag in Jogginghosen im Hostel verbringen, weil unsere Zweithosen in der Wäscherei waren. Das war aber auch ganz nett, da wir in einem sympathischen, familiären Hostel untergebracht sind und es in einem Schlafsaal mit 9 Betten sowieso nie langweilig wird.
Tango-Flatrate und Markt-Getümmel
Abgesehen vom Wetter hält Buenos Aires, was es verspricht: 1. ein reges Nachtleben – die Clubs schließen erst nach Sonnenaufgang ihre Türen, 2. jede Menge Steaks und andere Genüsse und 3. spektakuläre Tango-Shows. Unseren ersten Live-Tango haben wir allerdings nicht in einer Show, sondern auf den Straßen der Stadt bewundern können, nämlich beim Antikmarkt in San Telmo. Das Stadtviertel besteht aus lauter kleinen, gemütlichen Gassen mit jeder Menge Cafés und vor allem Antiquitäten-Läden. Sonntags sind die Sträßchen voller Stände, an denen von wunderschönen Plattenspielern über stylische Sonnenbrillen, Hüte und uralte Telefone bis hin zu Matchbox-Autos wirklich ALLES verkauft wird. Dazu wimmelt es in den Straßen von Musikern, Akrobaten und anderen Gestalten, die dafür sorgen, dass man sich ein bisschen wie in einer anderen Welt vorkommt.
Eine richtige Tango-Show haben wir uns in dem fast 150 Jahre alten Café Tortoni angeschaut. Schließt die Augen und stellt euch vor: Drei alte Männer mit Brillen auf den Nasen spielen Akkordeon, Klavier und Gitarre auf einer kleinen Bühne mit rotem Samtvorhang. Zwei Sänger mit gewaltigen Stimmen schmettern heiße Tangorhythmen – manchmal im Duett, manchmal als Einzelkämpfer. Und dazu die Tänzer! Wie feurig und erotisch kann ein Tanz eigentlich sein? Mit einem guten argentinischem Rotwein in der Hand gaben wir uns dieser Show völlig beeindruckt hin. Jetzt wollen wir unbedingt auch Tango lernen. 😉
Nachtleben bis zum Sonnenaufgang
Das Nachtleben in Buenos Aires spielt sich in unzähligen Clubs und Bars in den verschiedenen Vierteln der Stadt ab und hat neben der Tango-Szene für jeden Geschmack etwas zu bieten. Leider bevorzugen die meisten Argentinier elektronische Musik und so haben wir es schwer, die richtigen Locations für uns zu finden. Hinzu kommt der absolut gewöhnungsbedürftige Tagesrythmus der Argentinier. Diese nehmen nämlich erst gegen 23 Uhr in der Nacht ihr üppiges Abendessen zu sich (natürlich jede Menge Fleisch) und in den Clubs muss man sich vor 1.30 Uhr nicht blicken lassen. Dafür sind diese aber auch bis in die frühen Morgenstunden geöffnet und so mancher Backpacker fällt erst nach Sonnenaufgang ins Bett. In unserem 9 Betten-Schlafsaal bedeutet das viele nächtliche Unterbrechungen.
Wir haben bisher zum Glück immer früher in unser Bett gefunden, sodass wir tagsüber durch die Straßen der verschiedenen Viertel und über diverse Märkte schlendern konnten, immer auch auf der Suche nach billigen Schuhen und gut sitzenden Jeans, die die mehrfach geflickten Backpacking-Kleidungstücke ersetzen sollen. Leider braucht man für das Shopping-Paradies Buenos Aires ein bisschen mehr Geld in der Tasche als wir armen ricksackreisenden Studentinnen zur Verfügung haben. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf. 😉
Gruseln auf dem Friedhof La Recoleta
Wir haben auch einen ausgedehnten Spaziergang auf dem Friedhof La Recoleta unternommen. Klingt gruselig? Ist es auch ein bisschen! Statt unter der Erde schlummern die Toten in Särgen, die in kleinen Häusern untergebracht sind. Manche gut gepflegt, manche verstaubt und muffig. So wirkte der Friedhof wie eine kleine Stadt, sogar die Straßennamen fehlten nicht. Der Touristen anziehende Höhepunkt, Evitas Grab, war allerdings so unspektakulär, dass wir ihn kaum fanden und der spontane Spruch eines Engländers traf es sehr passend: “Even if I didn’t pay – I want my money back!”
Letzte Worte
Passend zum vorherigen Friedhofsbericht hier noch ein paar letzte Worte zu unserer Südamerika-Reise: Nach sechs unglaublichen Monaten wird es nun Zeit, nach Hause zu gehen. Wir kennen uns mittlerweile so gut, dass wir gegenseitig unsere Sätze vervollständigen und nur noch in der WIR-Form reden (“UNS hat Río gut gefallen, WIR waren krank, nein, WIR mögen keine elektronische Musik,…”) . 😉
Wir werden diese Zeit bestimmt nie vergessen. Höchstens vermissen werden wir sie, wenn uns der Alltag eingeholt hat. Und auch wenn die letzten Wochen in Argentinien vielleicht kein so spektakulärer Abschluss waren, war es doch ein guter Ausklang und wir freuen uns auch wieder auf zu Hause. Für unsere letzten Tage hält Buenos Aires sicher noch einiges bereit und wir hoffen, dass Deutschland uns mit Sonnenstrahlen empfängt.